Fakten Aussterben

Der folgende Text ist die deutsche Übersetzung von Guy McPhersons Essay: Extinction Foretold, Extinction Ignored. Das englischen Original ist auf seiner Seite Nature Bats Last frei verfügbar. Seine Einschätzung zum Klimawandel sowie zur weiteren Entwicklung der Menschheit hat Guy R. McPherson in seinem kritischen Buch „Going Dark“ aufgeschrieben. Die deutsche Übersetzung von „Going Dark“ ist hier erhältlich.

Das Aussterben: Vorhergesagt und ignoriert

by GUY R. MCPHERSON

 

Wenn sie vom Aussterben bedroht sind, tun die meisten sich entwickelnden menschlichen oder sonstigen Abstammungslinien nichts Besonderes, um dies zu vermeiden.

– George C. Williams

Der amerikanische Evolutionsbiologe George C. Williams starb im September 2010 im Alter von 83 Jahren.Ich bezweifle, dass er wusste, dass wir unmittelbar vor dem Aussterben stehen.

Als Williams starb, hatte ich an dieser Stelle bereits drei Jahre lang Alarm geschlagen und ich war nicht alleine. Die Warnungen, die ich in diesem kurzen Aufsatz erwähne, waren nicht die ersten vor der durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen verursachten Klimakatastrophe. Eine kurze Suche in Ihrer bevorzugten Online-Suchmaschine bringt Sie zu George Perkins Marsh, der bereits 1847 Alarm schlug, zu Svante Arrhenius bemerkenswertem Fachartikel aus dem Jahr 1896 und jungen Versionen von Al Gore, Carl Sagan und James Hansen, die in den 1980er Jahren vor dem Kongress in den Vereinigten Staaten sprachen. Natürlich gibt es noch mehr, doch das alles wird für ein paar Dollar in ein paar Taschen ignoriert.

Der projizierte Veränderungsgrad des Klimawandels, der auf dem Gradualismus des IPCC, also auf langsamen Veränderungen, basiert, übersteigt die Anpassungsfähigkeit von Wirbeltieren um den Faktor 10.000. Die dem Homo Sapiens noch näher stehenden Säugetiere können sich nicht schnell genug weiterentwickeln, um der gegenwärtigen Krise des Aussterbens zu entkommen. Der Mensch ist ein Wirbel- und ein Säugetier. Zu glauben, dass unsere Spezies dem Aussterben entgehen kann, wenn doch nichtmenschliche Wirbeltiere und nichtmenschliche Säugetiere verschwinden, ist klassische menschliche Hybris, gehüllt in eine warme Decke sagenumwobener, menschlicher Überlegenheit. Die Beweise legen nahe, dass auch der Mensch der Vernichtung “jeglichen Lebens auf der Erde” anheimfallen wird, wie die Fachliteratur am 13. November 2018 berichtet. Selbst Bärtierchen, das überlebende Vorzeigeexemplar all jener, die die Auswirkungen des abrupten Klimawandels auf das Leben leugnen, werden laut einer Veröffentlichung in Scientific Reports vom 9. Januar 2020 wahrscheinlich nicht überleben. Wenn die Organismen, von denen wir abhängig sind, nicht überleben, und selbst Bärtierchen nicht überleben, dann wird der Mensch auch nicht überleben. Wir sind in einem hohen Maß auf wirbellose Tiere, z.B. Insekten, angewiesen, um weiterleben zu können jedoch ist eine “Insekten-Apokalypse” im Gange, wie in einem Übersichtsartikel in der Ausgabe von Biological Conservation vom April 2019 berichtet und in einem nachfolgenden Artikel in Nature vom 30. Oktober 2019 bestätigt wurde.

Die unkontrollierte Kernschmelze der weltweiten Kernkraftwerke wäre ausreichend, das menschliche Leben auf der Erde in kürzester Zeit auszulöschen, aber nicht unbedingt notwendig dafür. „Schon“ der abrupte Klimawandel reicht aus, um die Erde von allem Leben zu befreien. Tatsächlich scheint es, dass alleine der Luftverkehr den Planeten katastrophal überhitzen wird: “Die Kondensstreifen, die Flugzeuge hinterlassen, bleiben nur für einige Stunden. Mittlerweile sind sie jedoch so weit verbreitet, dass ihre wärmende Wirkung größer ist, als die des Kohlendioxids, das Flugzeuge seit dem ersten Flug der Gebrüder Wright in die Atmosphäre emittiert haben.” Laut einem Artikel vom 27. Juni 2019 in Atmospheric Chemistry and Physics, haben durch den Luftverkehr verursachte Zirruswolken eine enorme Erwärmung des Planeten verursacht, ein Trend, der sich in zukünftigen Szenarien, die industrielle Zivilisation eingeschlossen, wahrscheinlich noch beschleunigen wird. Zusätzlich zu dem existenziellen Risiko durch kommerzielle Flugreisen wird im Vorabdruck einer von Fachleuten geprüften Veröffentlichung vom 12. Dezember 2019 darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen auf die Luftzirkulation ausreichen, um jegliches Leben auf der Erde zu gefährden.

Und die Reaktion auf diese Warnungen im Laufe der Geschichte? Verschiebung der Basislinie. Ignorieren der reichlich vorhandenen wissenschaftlichen Ergebnisse. Jegliche Vorsicht in den Wind schießen. Und was das IPCC betrifft, Beibehaltung eines extrem konservativen Ansatzes (im Einklang mit der extrem konservativen Fachliteratur).

Medien, Regierungen und die meisten Klimaforscher beharren weiterhin auf dem 2-Grad-Ziel, 1977 vorgeschlagen vom Ökonom William Nordhaus: „Wenn die globalen Temperaturen mehr als 2° C oder 3° C über dem aktuellen, globalen Durchschnitt lägen, würde dies das Klima über das Spektrum der Beobachtungen, die in den letzten hunderttausend Jahren gemacht wurden, hinaus schleudern.“

Die Konzernmedien in den Vereinigten Staaten werden durch die New York Times verkörpert, eine Zeitung, die zugibt, dass sie ihre großen Knüller vor der Veröffentlichung an die US-Regierung schickt, um sicherzustellen, dass die „Beamten der nationalen Sicherheit … keine Bedenken“ deswegen haben. Obwohl die Washington Post das erst noch zugeben muss, vermute ich, dass diese beiden primären Sprachrohre des American Empire gleichermaßen schuldig sind, dem Staat und nicht dem Volk zu dienen.

Wir wissen ein gutes Stück mehr über Klimawissenschaften als noch 1977. Und echte Wissenschaftler wussten sogar damals schon, dass Ökonomen nicht als Wissenschaftler behandelt werden sollten. Es überrascht kaum, dass Nordhaus Anfang 2018 den politisch motivierten Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Wäre er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden, wäre ich auch nicht überrascht gewesen.

Die Durchschnittstemperatur der Erde liegt derzeit mindestens 1,73° C über dem Wert von 1750, zu Beginn der industriellen Revolution. Diese globale Durchschnittstemperatur ist, laut einem Artikel James Hansen und Kollegen in Earth System Dynamics von 2017, die höchste jemals, seitdem es die Spezies Homo Sapiens gibt. Mit anderen Worten, unsere Spezies hat noch nie eine heißere Erde erlebt als die heutige, die die derzeit anhaltende Flüchtlingskrise verursacht, da der menschliche Lebensraum schwindet. Die Erde hat die von Nordhaus festgelegte 2-Grad-Obergrenze (sic) noch nicht ganz erreicht und dennoch erleben wir bereits ein „neues Klimasystem“, wie im Vorabdruck der Juni-Ausgabe von Earth’s Future ausgeführt wird: „Insgesamt lassen unsere Ergebnisse darauf schließen, dass wir ein neues Klimasystem erreicht haben, in dem das Auftreten außergewöhnlicher Hitzewellen im globalen Maßstab nicht ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel erklärt werden kann.“

Ein Überblick, den das European Strategy and Policy Analysis System (ESPAS) im April 2019 veröffentlich hat, stellt klar: “Ein Anstieg von 1,5 Grad ist das Maximum, das der Planet ertragen kann; Sollten die Temperaturen weiter ansteigen … werden wir in noch größerem Maß Dürren, Überschwemmungen, extremer Hitze und Armut ausgesetzt sein … und im schlimmsten Fall dem Aussterben der gesamten Menschheit.” Mit anderen Worten, dieser wichtigen Synthese zufolge haben wir bereits den Punkt überschritten, ab dem das Aussterben der Menschheit auftreten kann. Als Reaktion auf die sich immer weiter zuspitzende Krise, auch bekannt als abrupter Klimawandel, besteht der herkömmliche Ansatz darin, einfach den Ausgangspunkt zu verschieben. Anstatt zuzugeben, dass die globale Durchschnittstemperatur fast 2° C über dem Ausgangspunkt von 1750 liegt, haben Regierungen und viele Wissenschaftler einfach bestimmt, dass der Ausgangspunkt tatsächlich 1981-2010 oder sogar noch später liegt. Die Einhaltung des Vorsorgeprinzips ist eindeutig aus der Mode gekommen.

Wir wissen seit Jahrzehnten, dass das von Nordhaus in Stein gemeißelte 2-Grad-Ziel gefährlich ist. Laut dem Vorsitzenden des American Petroleum Institute „lief uns bereits 1965 die Zeit für den Umgang mit Treibhausgasen davon“. Vierzehn Jahre später war es Edward Teller, der Big Oil ermahnte, den Kurs zu ändern. Exxon sagte genau voraus, wohin wir 1982 bereits unterwegs waren, und versäumte es dann nicht nur, die Warnungen zu beachten, sondern trat auch die Warnungen und die Zukunft der Menschheit mit Füßen. Al Gore und Carl Sagan betonten 1985 vor dem Kongress, dass wir jetzt etwas gegen den Klimawandel tun müssen. Gegen Ende Juni 1989 deutete Noel Brown, Direktor des New Yorker Büro des Umweltprogramms der Vereinten Nationen an, dass wir nur bis zum Jahr 2000 hatten, um einen katastrophalen Klimawandel abzuwenden. Ungefähr 16 Monate nach Browns Warnung legte die Beratergruppe der Vereinten Nationen für Treibhausgase im Oktober 1990 1° C als absolutes, oberes Limit fest. Der Klimareferent und Schriftsteller David Spratt nannte im Oktober 2014 0,5° C als Obergrenze, die nicht überschritten werden durfte.

Es war schon 1977 zweifellos zu spät, um den abrupten, irreversiblen Klimawandel rückgängig zu machen, als Nordhaus seine genozidale Meinung äußerte. 1989 war es sicherlich zu spät, um den Kurs zu ändern. Und außer tröstlichen Worten haben wir bisher nichts unternommen, um angesichts aller Warnungen, kurz- oder langfristig, unser eigenes Aussterben zu verhindern.

Im Oktober 2018 sagte das IPCC, das Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen, dass uns noch bis 2030 Zeit bleibt, die globale Durchschnittstemperatur bei 1,5° C über dem sich ständig verändernden Ausgangspunkt zu halten. Ja, das ist richtig: Die Vereinten Nationen empfehlen eine globale Durchschnittstemperatur deutlich unter der aktuellen Temperatur als „Ziel“.

Ein Überblick über die Rolle und Bedeutung von Methanhydraten im ostsibirischen arktischen Schelf (ESAS) von Shakhova und Kollegen wurde am 5. Juni 2019 in Geosciences veröffentlicht. Zu den Schlussfolgerungen dieser Forschungsergebnisse gehört: „ESAS „hat sich kürzlich als bedeutende moderne Quelle für atmosphärisches CH4 erwiesen, das jährlich nicht weniger als terrestrische arktische Ökosysteme beiträgt… Die Freisetzungen könnten potenziell um das 3 bis 5fache zunehmen.“ Eine solch signifikante Freisetzung von Methan würde offensichtlich schon kurzfristig zum Verlust des Lebensraums für die Menschen auf der Erde führen. Eine eisfreie Arktis entspricht den Kohlendioxidemissionen von 25 Jahren, heißt es in einer Veröffentlichung in den Geophysical Research Letters vom 20. Juni 2019. Und laut einer Veröffentlichung in Science vom 7. Juni 2019, begann die Menge an Methan in der Atmosphäre (CH4) im Jahr 2007 nach siebenjährigem Wachstum nahe Null anzusteigen. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass sich 2014 ein zweiter Schritt vollzog. Von 2014 bis mindestens Ende 2018 stieg die Menge an CH4 in der Atmosphäre fast doppelt so schnell an, wie seit 2007.

Sogar die Massenmedien berichten nun endlich über das Sprudeln von Unterwassermethan. Am 8. Oktober 2019 zitierte die Newsweek Igor Semiletov von der Polytechnischen Universität Tomsk: „Dies ist die stärkste Gasfontäne, die ich je gesehen habe.”

Es wird schlimmer und schlimmer: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sagt, dass wir bis 2020 Zeit haben den Kurs zu ändern. Laut Guardian von Anfang Oktober 2018 sind „die nächsten drei Monate entscheidend für die Zukunft des Planeten.” Natürlich tat sich auf planetarer Ebene nichts von Bedeutung, weil nichts von Bedeutung getan werden konnte. Stets bereit, die Massen weiter abzulenken, schlussfolgerte der Prinz of Wales Mitte Juli 2018, dass wir 18 Monate Zeit haben, um uns mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen. Das einzige bekannte Mittel, mit dem der Mensch die globale Durchschnittstemperatur zwischen jetzt und 2020 (oder 2021) in eine beliebige Richtung verändern kann, ist die Verringerung der industriellen Aktivität, wodurch der Verschleierungseffekt durch Aerosole gemindert und die globale Durchschnittstemperatur sehr viel schneller nach oben getrieben wird. Die Auswirkungen dieses Verschleierungseffektes durch Aerosole (vgl. Global Dimming) wurden stark unterschätzt, wie ein Artikel in Science vom 8. Februar 2019 hervorhebt. Der Hauptautor des Science-Artikels sagte am 22. Januar 2019: “Die weltweiten Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität durch die Entwicklung sauberer Brennstoffe und die Verbrennung von weniger Kohle könnten letztendlich unseren Planeten schädigen, indem sie die Anzahl der Aerosole in der Atmosphäre verringern. Dadurch wird die Fähigkeit von Aerosolen, die globale Erwärmung zu kompensieren, gemindert.” Der Kühleffekt ist „fast doppelt so hoch, wie von Wissenschaftlern bisher angenommen,” und dieser Artikel aus dem Jahr 2019 zitiert die Schlussfolgerung von Levy und Kollegen (2013), der nahelegt, dass eine Abnahme der industriellen Aktivität um nur 35% einen Anstieg der Temperatur um 1° C im globalen Durchschnitt bewirken wird. Zusätzliche Unterstützung für die Bedeutung des Verschleierungseffekts durch Aerosole findet sich in der Ausgabe der Geophysical Research Letters vom 18. Juli 2019 und in Nature Communications vom 27. November 2019. Zusätzliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Verlust von Aerosolen die Hitzewellen noch verstärkt, genauso wie der anhaltende, rapide Rückgang des arktischen Eisschildes. Diese Zwickmühle des abrupten Klimawandels, die McPherson-Paradox genannt wird, führt uns in die falsche Richtung, unabhängig von der Richtung der industriellen Aktivität, wenn wir daran interessiert sind, den Lebensraum für Wirbeltiere und Säugetiere auf der Erde zu erhalten. Die Verringerung oder gar der Verlust des Verschleierungseffekts durch Aerosole bedeutet den Verlust des Lebensraums für menschliche Tiere und das sich daran anschließende Aussterben des Menschen.

Und es wird täglich auf unvorstellbare Weise schlimmer. Die neuesten Informationen aus der Fachliteratur haben mich schließlich zu dem Schluss gebracht, dass das sechste Massensterben alles Leben auf der Erde vernichten könnte. Ein Artikel in Scientific Reports kommt auf der Grundlage des Grades der Umweltveränderungen zu dieser Schlussfolgerung, und stimmt darin mit meinen eigenen Schlussfolgerungen überein. Mehr als ein Jahrzehnt, nachdem ich hier auf die Bedeutung der Wechselwirkungen zwischen Organismen, insbesondere auf relativ unbekannte und doch immens wichtige Mikroben, hingewiesen hatte, wurde die Wichtigkeit mikrobischen Lebens in einem synthetischen Artikel in Nature Reviews Microbiology vom 18. Juni 2019 gewürdigt: “[Microben] unterstützen die Existenz aller höheren Lebensformen und sind für die Regulierung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung.” Fünfeinhalb Jahre, nachdem ich die Wechselwirkung miteinander interagierender Faktoren beschrieben hatte, kommt ein Artikel in Science vom 21. Dezember 2018 zu dem Schluss, dass solche Wechselwirkungen enorm wichtig sind. Im Anschluss daran deutet ein Artikel vom 10. Januar 2019 in der gleichen Publikation darauf hin, dass die Meerestemperaturen viel schneller als erwartet ansteigen, womit er gleichzeitig bekräftigt, dass 2018 das Jahr mit den wärmsten jemals gemessenen Ozeantemperaturen auf der Erde war. Infolgedessen verlor die Antarktis laut eines Artikels in Proceedings of the National Academy of Sciences vom 14. Januar 2019 sechsmal so viel Eismasse wie vor 40 Jahren. Eine weitere Bestätigung dafür, dass das Eis in der Antarktis rapide abnimmt, ist einer Forschungsarbeit zu entnehmen, die am 16. Mai 2019 in Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde. Laut einem Artikel in Proceedings of the National Academy of Sciences vom 1. Juli 2019, überschritt der Rückgang des antarktischen Meereises während des Zeitraums von 2014-2017 bei Weitem die viel weiter verbreiteten Rückgangsraten in der Arktis, woraus sich ergab, dass das antarktische Meereis die geringste Ausdehnung seit Beginn der Datenaufzeichnungen vor 40 Jahren hatte. Gestützt auf fundierte wissenschaftliche Daten vermeldete Newsweek am 24. Dezember 2019 die stärkste jemals beobachtete Eisschmelze in der Antarktis. Es überrascht auch nicht, dass die Antarktis Temperaturrekorde aufstellt, was einen Klimaforscher dazu veranlasst, darauf hinzuweisen, dass es gelegentlich „warm genug ist, um im T-Shirt herumzulaufen”.

Auf Grundlage des extrem konservativen Repräsentativen Konzentrationspfades (RCP) des IPCC werden Klimate, „wie die des Pliozän, bereits um 2030 vorherrschen“ und dieser Grad an Umweltveränderung wird den Lebensraum für den Menschen und die meisten anderen Spezies auf der Erde zerstören. Jeder sachkundige Blick auf RCPs zeigt, wie schnell die globale Überhitzung sie überflüssig macht.

Derweil “erlebten die Weltmeere vor ungefähr 430 Millionen Jahren während des Silur Veränderungen, die uns heute geradezu unheimlich vertraut erscheinen würden. Das Abschmelzen der polaren Eisschilde bedeutete einen stetigen Anstieg des Meeresspiegels und ein schnelles Absinken des Sauerstoffgehalts der Ozeane weltweit.” Mit anderen Worten war das Ireviken-Event, einem Bericht in Earth and Planetary Science Letters vom 1. Mai 2019 zufolge dem sechsten Massenaussterben, das derzeit abläuft, erstaunlich ähnlich.

Die Übersäuerung der Ozeane vollzieht sich, laut einem Artikel vom 26. August 2019 in Nature Climate Change rasant. Infolgedessen nimmt die Kieselsäureproduktion durch Kieselalgen rapide ab. Dieser rasche Niedergang des Planktons ist für diejenigen von uns von größter Bedeutung, deren Nahrung oder Sauerstoff vom Ozean abhängig sind.

Und schließlich zeigt eine Veröffentlichung in Geosciences vom 23. November 2018 nach Volumen bemessen bis zu 8516 ppm in der Jamal-Region Sibiriens auf, was auf das gewaltige Potenzial des terrestrischen Permafrost hinweist, den Planeten in naher Zukunft zu erwärmen. Ein Artikel vom 1. Juli 2019 in Nature Geoscience weist darauf hin, dass „ein Kohlenstoffverlust von 5,4% pro Jahr im Erdreich“ zu verzeichnen ist. Das heißt nichts anderes, als dass der von Shakhova und Kollegen im Jahr 2008 beschriebene Methanausstoß von 50 Gigatonnen, „dessen abrupte Freisetzung höchstwahrscheinlich jederzeit“ erfolgen kann, nicht alleine eine existenzielle Bedrohung darstellt, die ausschließlich auf Methan beruht. Ein weiter Artikel vom 30. Oktober 2019 in Nature Climate Change weist auf eine abrupte, nicht graduelle Freisetzung von Methan aus dem terrestrischen Permafrost hin. Das alles stammt aus den konservativsten Quellen überhaupt.

Zuletzt befasste sich ein Artikel in den Geophysical Research Letters vom 3. Januar 2020 mit der Bedeutung von Wolken. Lange Zeit ein umstrittenes Thema in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, belegte die Studie von Zelinka und Kollegen, dass eine Verdoppelung des atmosphärischen Kohlendioxids ab dem Ausgangspunkt von 280 ppm im Jahr 1750 zum Verlust der Wolkendecke beitragen würde, wodurch Rückkopplungseffekte beschleunigt und die Erde in naher Zukunft erheblich erwärmt werden würde. In diesem Kontext muss noch der rapide Anstieg von atmosphärischem Kohlendioxid erwähnt werden, der im Jahr 2018 bereits 407,4 ppm erreichte und im Jahr 2019 weiter auf 414,7 ppm stieg. Bereits 2008 wies James Hansen in einer Studie darauf hin, dass der Gehalt von Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre einen Wert von 350 parts per million (ppm) nicht dauerhaft überschreiten dürfe und warnte vor „unumkehrbaren, katastrophalen Auswirkungen“.

Einfach ausgedrückt ist unser Schicksal als Spezies besiegelt. Trotz einer Vielzahl von Warnungen über einen Zeitraum von mehr als 150 Jahren stehen wir kurz vor dem Aussterben. Eine tragische Geschichte. Und wie der Evolutionsbiologe George C. Williams vorausgesagt hatte, gab unsere Art kaum einen Laut von sich, als der Hammer fiel.

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